Wie können sich Dolmetscher, in kurzer Zeit so viele Informationen und Fachbegriffe merken? Das ist eine Frage, die ich öfters nach einem Dolmetschauftrag höre. Es ist eigentlich eine meiner Lieblingsfragen, weil sie an das Thema der Vorbereitung anknüpft, welches mir besonders am Herzen liegt. Deswegen will ich heute einen Artikel darüber schreiben.

Zuerst unterscheide ich zwischen Allgemeinwissen und der akribischen Vorbereitung auf den Auftrag.

Für jeden Auftrag ziehe ich eine kurze Bilanz über meine Kenntnisse im betroffenen Bereich. Für einen Autohersteller zu dolmetschen klingt zuerst nach einem Auftrag mit einem konkreten Thema. Ich habe einen Führerschein, kenne mehrere Bestandteile eines Fahrzeugs, bin mit manchen der wichtigsten Herausforderungen der Automobilbranche vertraut… Die Situation ist aber eine ganz andere, wenn ich für Pathologen anlässlich eines medizinischen Kongresses über die optische Biopsie dolmetschen soll… Um die Lücken zu schließen, die je nach Thema groß sein können, muss ich mich zwingend einlesen.

Nach diesem Schritt kommt die tatsächliche Vorbereitungsarbeit. Es geht für den Dolmetscher darum, in die Materie einzutauchen und eine gründliche Terminologiearbeit zu leisten. Die meisten der unten angesprochenen Methoden werden von vielen meiner Kollegen angewendet – die letzte ist womöglich etwas persönlicher.

Zuerst gehe ich das vom Kunden gesendete Vorbereitungsmaterial sorgfältig durch. Ich schlage die Fachbegriffe nach und überlege mir, wie ich sie am besten übersetzen soll. Ich kläre alle offenen Fragen und notiere das „Fachjargon“, welches mein Auftraggeber in seiner Kommunikation bevorzugt. Die Unterlagen sind notwendig, sie helfen mir, das Thema und die damit verbundenen Fragen besser zu begreifen. Während der Vorbereitung versuche ich mich in die Dolmetschsituation zu versetzen.

Außerdem erstelle ich Glossare. Meistens arbeite ich mit zwei Glossaren, einem umfangreichen, in welches ich bis zum Abend vor dem Dolmetscheinsatz nachsehen werde, und einem kürzeren, welches ich hauptsächlich während des Einsatzes benutzen werde.

Schließlich erstelle ich auch sogenannte „Mindmaps“. So kann ich meine Gedanken sammeln, die Hauptideen zusammenfassen und meine Vokabeln noch effektiver lernen.
Eine gute Vorbereitung ist das A und O für eine gute Dolmetschleistung. Für mich ist es jedes Mal eine Freude, denn ich liebe es, neue Themenfelder zu entdecken und in die sehr verschiedenen Berufswelten meiner Kunden eintauchen zu dürfen!